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Eigene Batteriezellproduktion ist Frage der Wettbewerbsfähigkeit

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„Wir müssen zu jeder Zeit die bestmögliche Technologie beherrschen. Flexibel und strategisch. Das Dachkonzept Forschungsfabrik Batterie bildet den Rahmen dafür“, sagt Bundesforschungsministerin Karliczek beim Batterieforum Deutschland.

Rede der Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek (MdB) anlässlich des „Batterieforum Deutschland 2019“ am 23. Januar 2019 in Berlin.

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrter Herr Straube,

sehr geehrter Herr Professor Winter,

meine sehr verehrten Damen und Herren!

Deutschland ist erfolgreich, weil wir ein Innovationsland sind. Das wollen wir auch bleiben. Deshalb freue ich mich sehr über Ihr Engagement und Ihren Forscherdrang. Denn wir haben vielfältige Herausforderungen zu bewältigen.

Der Weltklimabericht vom letzten Oktober hat noch einmal deutlich gemacht: Die Erde erwärmt sich schneller und mit ernsteren Folgen als angenommen. Daran ändern auch präsidiale Tweets nichts!

Wir müssen handeln.

Rund 25 Prozent der Treibhausgasemissionen in Europa entstehen durch Verkehr. Das ist der einzige Sektor, bei dem die Emissionen immer noch steigen.

Hier müssen wir aus meiner Sicht mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen gegensteuern:

mit nationalen Initiativen,
mit internationalen Vereinbarungen und
mit technischen Innovationssprüngen.

Es wird nicht die eine technologische Lösung geben, sondern viele. Wir erleben einen rasanten technologischen Wandel. Viele Pfade scheinen erfolgversprechend. Daher unterstützt mein Haus die Mobilitätsforschung technologieoffen.

Ein Pfad ist dabei die Elektromobilität.

Elektroautos werden zunehmend nachgefragt. Sie alle brauchen Batterien und momentan kommen diese Batterien nicht aus Deutschland – sie kommen nicht mal aus Europa.

Meine Damen und Herren, dass muss sich ändern!

Das Fraunhofer-Institut für Innovation und Systemforschung prognostiziert in einem Trendszenario, dass 2025 Batterien in einer Größenordnung von rund 500 Gigawatt-Stunden produziert werden.

Dem Szenario zufolge, werden wir in Europa 28 Prozent der Batterien brauchen. Aber nur 12 Prozent selber produzieren.

Was sagt uns das?

Wir müssen unsere Kapazitäten vergrößern. Heute ist es so: wer eine Lithium-Ionen-Zelle kaufen will, der muss Sie in Asien bestellen. Über 90 Prozent der Zellen kamen 2017 aus China, Korea und Japan. Das bedeutet: wir sind abhängig von Asien.

Meine Damen und Herren, die Autonation Deutschland sollte nicht über Gebühr abhängig von der Batteriezellproduktion in anderen Regionen der Welt sein. Außerdem ist es nicht nur eine Frage der Unabhängigkeit, sondern auch eine Frage der Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft.

Es ist gut, dass es uns gelungen ist, mit CATL einen chinesischen Batteriezellhersteller nach Deutschland zu holen. Daran zeigt sich – Deutschland ist als Produktionsstandort durchaus attraktiv.

Denn bei uns ist eine starke Autoindustrie zu Hause, wir haben hochqualifizierte Arbeitskräfte und eine starke Forschung.

Im Kartenspiel sagt man: wir haben ein gutes Blatt. Doch ein gutes Blatt ist noch kein gewonnenes Spiel. Das Spiel zu gewinnen – darum geht es jetzt.

II.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

inzwischen gibt es in Deutschland und Europa Ansätze, Knowhow auszubauen und in erste Pilotfertigungen zu investieren.

Die Batterietechnologie ist die Schlüsseltechnologie. Nicht nur für Mobilität sondern auch für viele industrielle Anwendungen. Und natürlich für die Energiewende. Damit ist die Aufgabe definiert: die technologische Souveränität Deutschlands in der Batterietechnologie zu sichern. Dazu müssen wir die Batterietechnologie über die gesamte Wertschöpfungskette beherrschen.

Peter Altmaier und ich wollen dieses Ziel gemeinsam erreichen. Das Bundeswirtschaftsministerium fördert die Batteriezellproduktion in Europa bis 2025 mit einer Milliarde Euro.

Das Bundesforschungsministerium setzt auf weitere Forschung. Wir haben ein neues Konzept entwickelt und setzen auf zweierlei:

auf Zukunftstechnologien und Technologiesprünge;
auf die evolutionäre Entwicklung aktueller Technologien.

Sich auf eine Technologie zu fokussieren oder auf einen unbestimmten Technologiesprung zu setzen, garantiert keinen nachhaltigen Erfolg.

Wir müssen zu jeder Zeit die bestmögliche Technologie beherrschen. Flexibel und strategisch.

III.

Das Dachkonzept „Forschungsfabrik Batterie“ bildet den Rahmen dafür. Damit fördern wir künftig die Batterieforschung.

Das Dachkonzept beschleunigt auch den Transfer in die industrielle Anwendung. Nur, wenn wir es schaffen, exzellente Forschung und Produktion zusammenzubringen, werden wir im weltweiten Wettbewerb mithalten können. Deutsche Batterieforschung wird dann europäisch und international zum Maßstab des Wettbewerbs.

Wie planen wir?

Wir schaffen Netzwerke für Akteure aus Industrie, Forschung und Hochschulen, damit innovative, leistungsstarke und marktfähige neue Batteriegenerationen entstehen können.
Wir fördern Fachkräfte und den wissenschaftlichen Nachwuchs. Denn exzellente Kompetenz in dem Segment entsteht durch gute Rahmenbedingungen.
Strukturen in der Batterieforschung, die heute schon bewährt sind, bauen wir weiter aus und
wir loben etwas Neues aus: Batterieforschung und industrielle Anwendung – Tür an Tür – um schnellen Fortschritt zu ermöglichen.

IV.

Zu diesem letzten Punkt hat unser Staatssekretär Michael Meister gestern ein hochrangiges Industriegespräch geführt. Es ging um ein Konzept für eine „Forschungsfertigung Batteriezelle“. Das Ziel: Massenproduktion. Die Forschungsfertigung wird bei der Fraunhofer-Gesellschaft angesiedelt sein. Bis Mitte dieses Jahres soll der Standort feststehen und mit dem Aufbau begonnen werden.

Zeit ist bei der Batterie ein wichtiger Faktor.

Die deutschen Batteriezellhersteller werden die Forschungsfertigung Batteriezelle intensiv unterstützen und nutzen. So haben Sie es gestern versprochen. Das stimmt mich sehr zuversichtlich. Denn in der Zusammenarbeit – in der Vernetzung – liegt der Erfolg der Batterie „Made in Germany“.

Meine Damen und Herren,

das Dachkonzept „Forschungsfabrik Batterie“ kombiniert einen missionsorientierten und einen themenoffenen Ansatz.

Der missionsorientierte Ansatz umfasst drei Module:

  • „Material“,
  • „Zelle und Prozesse“ und
  • „Batteriezellfertigung“.

Im Modul „Material“ betreiben wir Materialforschung mit einer klaren Umsetzungsperspektive. Wir nutzen dafür die „Excellent Battery“-Zentren und den im September letzten Jahres gestarteten Kompetenzcluster für Festkörperbatterien.

Im Modul „Zelle und Prozesse“ liegt der Schwerpunkt auf Batteriezellkonzepten. Zentrales Instrument ist hier der Kompetenzcluster Batteriezellproduktion  „ProZell“.
Im Modul „Batteriezellfertigung“ sollen die Batteriezellkonzepte gemeinsam mit der Industrie auf ihre Tauglichkeit für die  Großproduktion getestet werden. Wichtig dabei: die Kreislauffähigkeit der Rohstoffe und die Digitalisierung der gesamten Produktionskette mit Hilfe von Industrie 4.0.

Voraussetzung ist, dass sich die Industrie verpflichtet, die Ergebnisse bei erfolgreichem Verlauf umzusetzen. Mit der neuen Forschungsfertigung Batteriezelle soll für die industriellen Akteure das unternehmerische Risiko deutlich reduziert werden, indem der Transfer von wettbewerbsfähigen Batteriezellkonzepten in die Serienproduktion unterstützt wird.

Im themenoffenen Ansatz sollen neue Ideen und Konzepte verfolgt werden. Dafür schicken wir Sie in den Wettbewerb: zum Beispiel im Rahmen der Initiative „Batterie 2020“. Damit wir weiterhin von Ihren Iden profitieren können.

V.

Sehr geehrte Damen und Herren,

das Dachkonzept „Forschungsfabrik Batterie“ und die „Forschungsfertigung Batteriezelle“ sind die Grundlagen für eine neue Zeitrechnung im Wettbewerb um innovative Batterien. Eine konkurrenzfähige industrielle Batteriezellfertigung in Deutschland ist das Ziel. Weitere 500 Millionen Euro investieren wir in den kommenden vier Jahren in die Batterie.

Jetzt sind Sie am Zug! Nutzen Sie unsere Vorarbeiten. Für Deutschland und Europa sind Batterien ein sehr existenzielles Thema. Die Frage, ob Wertschöpfung in nennenswertem Umfang in einer unserer Schwerpunktindustrien weiterhin hier oder auf der anderen Seite der Welt stattfindet, hängt an Ihren Erfolgen. Deshalb setze ich auf gute Zusammenarbeit mit Ihnen.

Lieber Herr Straube, lieber Herr Krausa, lieber Herr Professor Winter,

lassen Sie mich Ihnen und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danken. Für die vorbildliche Organisation der Veranstaltung. Wir stehen vor einem spannenden Batterieforum Deutschland 2019 mit interessanten und hoffentlich auch kontroversen Diskussionen.

Denn es ist wie bei einer Batterie. Die Energie steckt zwischen Plus- und Minuspol. Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Energie nutzen können, um Deutschland und Europa wieder fit für den Wettbewerb um die besten Speicher zu machen.

Bildquelle: © BMBF/Hans-Joachim Rickel

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