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CORAT Therapeutics entwickelt Medikament gegen Corona – Prof. Stefan Dübel im Interview

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CORAT Therapeutics geht als weltweit erstes Unternehmen in die Testphase eines COVID 19 Antikörper Medikamentes speziell für hospitalisierte COVID 19 Erkrankte. Wer steckt hinter dem Start-Up aus Braunschweig, wie verlief der Entwicklungsprozess, was kann bereits zu ersten Tests berichtet werden und wie sehen die nächsten Schritte aus? Wir haben mit Herrn Prof. Stefan Dübel, der das CORAT-Projekt an der TU Braunschweig startete, gesprochen.

Quelle: Corat Therapeutics

Quelle: Corat Therapeutics

Das Biotechnologieunternehmen CORAT Therapeutics GmbH, eine Tochter der auf humane Antikörper spezialisierten TU-Braunschweig-Ausgründung Yumab GmbH, wurde für die klinische Zulassung des gemeinsam von TU Braunschweig und YUMAB entwickelten Medikaments gegen COVID-19 gegründet. CORAT nutzt dabei humane therapeutische Antikörper, basierend auf Antikörper-Bibliotheken, die von genesenen COVID-19 Patienten angefertigt wurden. Im Dezember 2020 wurde die Wirksamkeit des ersten klinischen Wirkstoffkandidaten COR-101 in einem COVID-19-Tiermodell bestätigt. In diesem Monat startet das Unternehmen nun mit der klinischen Testphase. Von März bis voraussichtlich Juli sollen in bundesweit sechs klinischen Zentren insgesamt 45 Patient*innen mit moderaten bis schweren Krankheitsverläufen an der Testphase teilnehmen. Zur Finanzierung dieser ersten klinischen Testphase sowie der vorangegangenen Entwicklungsphase hat CORAT Therapeutics finanzielle Unterstützung vom Land Niedersachsen sowie von privaten Investoren erhalten.

Parallel zum Start der klinischen Studien bereitet das Biotech-Start-up in enger Abstimmung mit dem zuständigen Paul-Ehrlich-Institut bereits die zweite klinische Testphase vor. Diese soll direkt anschließen und mehr als 200 Erkrankte in voraussichtlich 16 klinischen Zentren in Deutschland und im europäischen Ausland umfassen. Auf Basis dieser Studie wäre bereits im Erfolgsfall eine Notzulassung vorstellbar. Zur Finanzierung der Zulassungsstudie und zum Ausbau der Produktion des Medikaments benötigt das Unternehmen insgesamt weitere rund 50 Millionen Euro. Aktuell wird der Wirkstoff in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin produziert, das in Braunschweig einen Standort für pharmazeutische Biotechnologie betreibt.

Quellen:
https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Chinesen-wollen-Braunschweiger-Covid-Medikament,corattherapeutics102.html

https://www.presse-service.de/data.aspx/static/1065874.html

https://www.mw.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/corat-therapeutics-gmbh-soll-covid-19-medikament-entwickeln-189359.html

 

Quelle: CORAT Therapeutics

Quelle: CORAT Therapeutics

gesundheIT: Herr Prof. Dübel, Ihre Lösung könnte vielversprechend für die Entwicklung im Kampf gegen die Pandemie sein und damit von großer Bedeutung für die Metropolregion. Wie haben Sie die Entwicklungsphase erlebt? Was macht Ihren Antikörper-Wirkstoff im internationalen Wettbewerb besonders?

Prof. Dübel: Die Arbeit in unserem „Corona-Antibody-Team“ (CORAT), in dem sich ad hoc und extrem schnell über 80 Mitstreiter zusammengefunden haben, die alle von der Sache voll überzeugt waren, war sehr befriedigend, aber auch sehr anstrengend. Wochenenden oder Ferien gab es für lange Zeit für uns nicht. Dafür können wir nun dem Gesundheitssystem eine Behandlungsoption vorschlagen für all die COVID-19 Patienten, denen die Impfungen nicht helfen – und davon gibt es eine ganze Menge. Unsere Antikörper sind ja speziell für genau diese Patientengruppe konstruiert, im Gegensatz zu den kürzlich aus den USA teuer beschafften Antikörperpräparaten, bei denen das verboten wurde aufgrund von Nebenwirkungen. Nach unseren Informationen sind wir damit weltweit ganz vorne mit dabei mit unserem spezifisch gegen den Virus wirkenden Medikament für hospitalisierte Fälle.

gesundheIT: Welche Chancen bietet der Ansatz für andere Krankheitsbilder?

Prof. Dübel: Der von uns demonstrierte extrem schnelle Weg von der Grundlagenforschung in die Klinik bietet eine Blaupause für zukünftige Medikamentenentwicklungen auf Basis menschlicher Antikörper. Früher hat eine solche Entwicklung üblicherweise mindestens 5 Jahre gedauert. Menschliche Antikörper werden heute schon gegen ein sehr breites Spektrum von Erkrankungen erfolgreich eingesetzt, von Krebs und Autoimmunerkrankungen bis zur Infektionsbekämpfung. In der Pandemie wurde hier vieles in den Verfahren beschleunigt, ohne dass dabei aber die Qualitätskriterien bei Herstellung oder Zulassung gesenkt wurden. Natürlich muss man sich also in Zukunft fragen, warum ein Tumorpatient dann wieder 5 Jahre auf ein neues Medikament warten soll, denn es geht doch nachweisbar auch schneller.

gesundheIT: Wie wollen Sie die zweite Testphase finanzieren?

Prof. Dübel: Die CORAT Therapeutics ist mit vielen Parteien im Gespräch.

gesundheIT: Was macht die Metropolregion im Bereich Infektionsforschung und Wirkstoffentwicklung stark?

Prof. Dübel: Wir haben mit der CORAT bereits demonstriert, dass wir aus einer Universität der Metropolregion heraus einen neuen Wirkstoff von der Grundlagenforschung (in Zusammenarbeit mit dem HZI) bis zur Herstellung des klinischen Prüfmusters (im Fraunhofer ITEM) entwickeln können (beide auch in Braunschweig). Diese lokalen Kapazitäten waren wichtig insbesondere in der logistischen Lockdown-Situation. Mit zahlreichen weiteren exzellenten Partnern und Kompetenzen in Hannover und Göttingen kann diese Entwicklung in Zukunft innerhalb der Metropolregion sogar noch verbessert werden.

gesundheIT: Welche Ressourcen benötigen Sie zusätzlich? Wie gelingt es uns die Wertschöpfung im Bereich Gesundheitswirtschaft zu erhöhen?

Prof. Dübel: Hier fehlt in Deutschland vor allem ein finanzielles Ökosystem für den Technologietransfer für die Phase nach dem ersten Bedarf eines Startups. Zwar bringen wir in Deutschland viele innovative Ausgründungen hervor, aber spätestens bei etwas höherem Kapitalbedarf – wie zweistellige Millioneninvestitionen für das Wachstum bei einem Erfolg der Geschäftsidee – müssen diese Unternehmen meist ins Ausland, oder an internationale Partner verkauft werden.

Der Beitrag CORAT Therapeutics entwickelt Medikament gegen Corona – Prof. Stefan Dübel im Interview erschien zuerst auf Metropolregion.


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